„Selber schuld“ hat Hannes Vater zu allen gesagt, die krank wurden, „da kann man einmal sehen…“ Nachdem ihm ein Buch über das „sonnseitige Leben“ in die Hände gefallen war, hat er sein Leben radikal umgestellt. Alles soll natürlicher werden, reiner, gesünder: kein Zucker, kein Fleisch, kein Fernsehen, kein Schwimmunterricht in Chlorwasser, kein Umgang mit Leuten, die nicht ebenso gesund leben – also mit niemandem.
Nun hat er selber Darmkrebs im Endstadium. Und Hanne, die ihrem Elternhaus längst den Rücken gekehrt hat, würde an seinem Sterbebett am liebsten sagen: „Da kann man einmal sehen.“
Noch einmal wird das Aufwachsen unter dem väterlichen Gesundheitsdiktat lebendig, aber auch Hannes befreiendes Weggehen – und das, was sie trotz allem mit ihrem Vater verbindet.
In schnörkelloser Sprache und starken Bildern erzählt Ursula Fricker, wie die Sehnsucht nach dem richtigen Leben ins falsche führt. Und von einer Gegenkraft: der Literatur.